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Die Atomkraft ist weder grün noch billig!

8. September 2008

Letzte Woche hat sich die hässliche Fratze der Atomenergie mal wieder gezeigt: Im niedersächsischen Atommülllager Asse schlampt der Betreiber, das Helmholz-Zentrum, und verstößt über Jahre gegen das Atomrecht während die Atomaufsicht nicht informiert wurde oder wegschaut. Auch wenn Gabriel die Rückholung der Atommüllfässer prüfen will, wird dies wohl eher Wunschdenken bleiben. Über 125.000 Fässer Atommüll lagern bereits im Salzstock Asse II und seit Jahren dringt radioaktive Lauge ein, welche in das unterste Stockwerk des Bergwerks abgeleitet wurde. Für diese Maßnahme wurde die Atomaufsicht umgangen und lediglich eine bergrechtliche Genehmigung eingeholt. Die Pannen in Asse II heizen den Streit um ein Atommüll-Endlager wieder an.

Die Zeitung Die Welt, eigentlich eine glühende Verfechterin der Atomkraft, spricht nach diesem Vorfall bereits vom „Aus für die Atomkraft“. Recht soll es uns sein, denn die Atomkraft ist weder grün noch billig.

Eine Studie der Oxford Research Group aus dem Jahr 2007 zeigt auf, dass die Atomkraft mitnichten klimaneutral ist, sondern erheblich mehr THG-Emissionen verursacht als erneuerbare Energien wie beispielsweise die Windkraft. Das Ergebnis der Studie basiert auf einem Vergleich der gesamten Ressourcenkette von Energieträgern.

Doch selbst wenn die Klimabilanz von AKWs besser ausfallen würde, wäre dies kein Freibrief für die Nutzung der Atomkraft. Zusätzlich bestehen große Sicherheitsrisiken und die unglöste Endlagerfrage. Dies ist kein rein deutsches Problem, denn bisher gibt es kein einziges Endlager für hoch radioaktiven Müll weltweit. Ullrich Beck machte kürzlich in einem Zeit-Artikel darauf aufmerksam, dass das Risiko der „Ölkrise“ und der „Klimakatastrophe“ immer stärker in das Zentrum politischer und öffentlicher Aufmerksamkeit rückt, während die Tücken (Sicherheit und Entsorgung etc.) der Atomkraft verdrängt werden. Er wirft die Frage auf, ob wir Tschernobyl wirklich vergessen wollen und fordert andere Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandels zu finden.

Wahrscheinlich lassen sich die Argumente für eine Renaissance der Atomkraft jedoch am Besten entkräften, in dem aufgezeigt wird, dass die Atomkraft mitnichten billig ist, wie es ihre Fürsprecher in Wirtschaft, Politik und Medien immer wieder behaupten. Die Atomkraft wurde und wird massiv subventioniert. Kein Versicherungsunternehmen würde die Risiken eines AKWs versichern und kein Energieversorger preist die Kosten für die Endlagerung des Atommülls ein. Für diese Risiken muss der Staat als Bürge einspringen, während die großen Energieversorge sich eine goldene Nase verdienen.

Trotzdem gipfelte die Atom-Diskussion in der letzten Zeit immer wieder in der Forderung die deutschen Atomkraftwerke länger laufen zu lassen, um die Energiekosten für die Verbraucher zu senken. Doch auch hierfür gibt es keine guten Gründe. Weder das Argument von der vermeintlichen „Stromlücke“ durch einen Dopel-Ausstieg (aus der Atomkraft und der Kohle), noch das Argument längere Laufzeiten führten zu sinkenden Preisen, halten einer ernshaften Prüfung stand. Eine im Juli dieses Jahres erschienene Studie vom Öko-Institut kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass eine substanzielle Senkung der Strompreise durch eine Laufzeitverlängerung der AKWs um durchschnittlich 10-15 Jahre nicht zu erwarten ist. Gewinnmitnahmen der Konzerne sind hingegen wahrscheinlich.

Also: Nix wie raus aus der Atomkraft!

4 Kommentare

  1. Derzeit ist mir jedoch noch nicht ganz klar auf welchem Weg es weitergehen soll. Verständlich sind die Forderungen gegen Atomkraft und Kohle allemal, auf diesen Zug springen Organisationen wie Attac und co ebensogerne auf, wie auch die Bürger in deren Umkreis Neubauten geplant sind.

    Mir fehlt jedoch die klare Linie, die Alternative auf welches Ziel gemeinsam hingearbeitet wird. Nur mit Energiesparlampen wird man wohl kaum den Ausstieg schaffen.


  2. Kernkraft Ade!
    Oder doch Renaissance der Kernkraft?
    Es wurde ja nun neu gewählt. Für den Umweltschutz war dies ein katastrophales Ergebnis. Eine deutliche Mehrheit für ‚Schwarz-Gelb‘. Diese Parteien werden nun wohl am Ausstieg von der Kernkraft rütteln. Längere Laufzeiten der Atomkraftwerke werden noch die kleinste Folge sein.
    Unverständlich ist in diesem Zusammenhang, wieso diese sogenannten ‚Wirtschaftsexperten‘, die nun gewählt wurden, nicht die Folgekosten sehen wollen, die sie nun der Gesellschaft auflasten werden. Dass Wirtschaftsmanager nur 3 Monate voraus denken, weiß man ja. Heutige Politiker denken wohl auch nur maximal 4 Jahre voraus. Sonst müssten sie sehen, dass mit jedem Jahr, das die Kernkraftwerke weiter laufen, die Folgekosten für den radioaktiven Abfall deutlich ansteigen.
    Dabei ist es doch wahrlich kein unlösbares Problem, auf Kernenergie zu verzichten. Die dena (Deutsche Energie Agentur) schreibt hierzu am 12.Mai 2009:
    „Die dena-Kraftwerksstudie hat gezeigt, dass die Energieversorgung in Deutschland auch bei einem Atomausstieg sicher bleibt, wenn jetzt in Energieeffizienz, regenerative Energietechnologien und KWK-Anlagen investiert wird sowie neue und effiziente Kohle- und Gaskraftwerke gebaut werden. Es gibt also verschiedene Strategien, um eine sichere Stromversorgung zu erreichen.“ /1/
    Der Weg zum Atomausstieg muss also mehrgleisig durchgeführt werden. Wichtig ist, den Stromverbrauch weiter zu reduzieren, indem Strom effizienter genutzt wird. Um die Schwankungen der Wind- und Solarkraftwerke auszugleichen, müssen schnell wirkende Spitzenlastkraftwerke gebaut werden. Diese kosten Geld. Falls sie mit Biogas betrieben werden sollten, wird sich dies auch auf die Lebensmittelpreise auswirken – also auch Geld kosten.
    Dies würde von Bürger und Industrie Einschränkungen fordern und etwas mehr kosten. Die letzte Bundestagswahl zeigte, dass es mit der Bereitschaft dazu jedoch in Deutschland hapert. Es wurden im Gegenteil Parteien gewählt, die für ein ‚weiter so‘ und Steuererleichterungen sind.

    /1/ dena, Sichere Energieversorgung auch ohne Atomenergie möglich, 12.05.2009;
    http://www.dena.de/de/themen/thema-esd/pressemitteilungen/pressemeldung/energieversorgung-ohne-atomenergie/


  3. gut


  4. atom cool morchen



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